Die Faehrueberfahrt von Assuan nach Wadi Halfa war ein Erlebnis fuer sich. Neben vielen Afrikanern hat sich auf der Faehre eine bunte Truppe Reisender versammelt: drei andere Gelaendewagen-Teams, einige Radfahrer und Rucksackreisende. Gemeinsam haben wir uns – dem Tipp der Faehrgesellschaft folgend – einen Platz an Deck des Schiffes gesichert. Das heisst zwar open air durch die Nacht fahren und ist entsprechend luftig, aber die Tickets dafuer werden als zweite von drei Klassen verkauft, was erahnen laesst wie kuschelig es unter Deck wird. Die Geruchsentwicklung hat bei Sonnenschein und heissen Temperaturen auch nicht lange auf sich warten lassen. So waren wir froh mit den anderen Reisenden einen guten Platz an Deck erwischt zu haben. Wir hatten gemeinsam eine lustige Zeit und eine Nacht mit viel Sternschnuppen-Zaehlen.
Nach 20 Stunden sind wir dann im recht unspektakulaeren Wadi Halfa angekommen – der Reisefuehrer beschreibt die woechentliche Faehrankunft als einziges Highlight, das dem Ort Leben einhaucht, was wir nicht ernsthaft entkraeften koennen. Weil wir einige Tage dort warten mussten da die Autos auf einem separaten Transportschiff einen Tag nach der Faehre ankommen sollten, haben wir uns mit den anderen Reisenden im ersten Haus am Platz eingemietet. Das heisst in diesem Fall in einer fuer den Sudan typischen Lokanda: einfachste Mehrbettzimmer mit Sandboden, Kaefer inklusive. Die Tage in Wadi Halfa haben wir zum Enstpannen und zum Bewaeltigen der recht beeindruckenden sudanischen Buerokratie genutzt. So muessen wir uns beispielsweise trotz der bereits sehr ausufernden Einreiseformalitaeten nochmal im Land registrieren, was 7 Bueros und uns einen halben Tag beschaeftigt.
Nach einem Tag warten ist unser Bernie auch wohlbehalten in Wadi Halfa angekommen. Das Abladen der Autos vom Frachtponton war ein Abenteuer. Die Hafenarbeiter schienen ueberraschenderweise die Wie-bekommen-wir-das-Auto-vom-Boot-Frage jede Woche aufs Neue anzugehen. Bei jedem der vier Autos verbesserten sie die Rampentechnik zum Runterfahren. Gut, dass Bernie der erste war :), doch weder er noch wir haben bleibenden Schaden genommen. Tags darauf konnten wir die Zollformalitaeten erledigen und damit endlich starten.
Die ersten Tage sind wir gemeinsam mit den sehr netten Schweizern und Niederlaendern, die auch mit dem Gelaendewagen unterwegs sind, den Nil entlang gefahren. Anschliessend hatte jeder eigene Plaene. Wir wollten die Zeit bis zur Ankunft von Andi’s Schwester Thea nutzen um abseits der Hauptroute den Sudan kennenzulernen. Das wollten wir auf der abgelegeneren Seite des Nil versuchen, die wir dachten mit einer Autofaehre erreichen zu koennen. Allerdings war die erste zu teuer und die zweite nur fuer Personen, so dass wir bis zur naechsten Bruecke in Dongola gefahren sind. Ab da erreichten wir auf recht ruppiger Piste wunderschoene nubische Doerfer mit noch netteren Leuten. Die Einladung zum Essen bei einer nubischen Familie und die vielen lieben Kinder – wir waren viel mit Winken beschaeftigt – bleiben uns in Erinnerung. Nach ein paar Tagen Piste mit viel Staub und Schlafen in der Wueste sind wir nach Khartoum aufgebrochen um uns mit Thea zu treffen, die ihren Urlaub mal im Sudan verbringen wollte.
Wir haben in Khartoum einen Segelclub direkt am Blauen Nil angesteuert, der das Campen erlaubt. Die ersten Tage bis zu Thea’s Ankunft haben wir nicht viel gemacht, ausser Schwitzen. Es wurde das erste Mal so richtig heiss mit ueber 40 Grad und keiner ernstzunehmenden Abkuehlung nachts. Dazu kam reichlich Staub, der einfach ueberall ist – eine wirklich tolle Kombination! 🙂
Nach Thea’s Ankunft kam es uns trotz der Hitze wie Weihnachten vor, da die Gute viele tolle Sachen von zu Hause im Koffer hatte. Die ersten Tage haben wir uns gemeinsam die Hauptstadt angesehen, waren auf den Souqs, haben eine Art religoeses Volksfest besucht, die nubischen Ringer bestaunt und bei Tee und Kaffee das Empfinden genossen, dass Khartoum trotz seiner 10 Mio. Einwohner eine ruhige und sichere Stadt ist.
Anschliessend haben wir unsere Rundtour durch den Nordsudan gestartet, die uns am Nil entlang ueber Atbara und Karima nach einer Woche wieder in die Hauptstadt fuehren sollte. Auf dem „Programm“ standen die Pyramiden von Meroe, Pistenfahren fuer Grossstaedter :), Dromedarreiten, Schaufelsurfen, Besichtigung des Jebel Barkal und Schlafen in der Wueste. Wir hatten tolle Tage, heisses Wetter, viel Staub und auch einige lustige Begegnungen. An einem Morgen hat uns ein Schaefer besucht mit dem wir dann den zweiten Tee schluerften und auch ein paar Lehrer hatten uns in ihrem Ort eingeladen. So vergingen die Tage wie im Flug und schon war es wieder Zeit fuer die Verabschiedung – standesgemaess mit einem Grillabend versteht sich.
Die naechsten Tage haben wir uns mit Themen wie Oelwechsel, Waesche waschen, der Suche nach einer Gasauffuellstation und natuerlich Blog Schreiben beschaeftigt. An einem unserer letzten Abende sollten wir dann noch einen ungewoehnlichen Nachbarn bekommen. Wir staunten nicht schlecht als ploetzlich direkt neben unserem Bernie ein frisch erlegtes, 3 Meter langes Nilkrokodil aufgebahrt, bestaunt und an Ort und Stelle zerlegt wurde. Ein gruseliges, aber auch interessantes Schauspiel.
Uns hat der Sudan bis auf den hartnaeckigen Staubschnupfen und Husten sehr gut gefallen. Wir haben die Sudanesen als sehr freundliche, ehrliche und tolerante Leute erlebt und uns immer sicher und willkommen gefuehlt. Ueberrascht haben uns vor allem die Frauen. Wir haetten streng islamisch gekleidete, zurueckhaltende Frauen erwartet. Aber die Sudanesinnen sind bunt gekleidet und wesentlich zugaenglicher als die Frauen der anderen islamischen Laender auf unserer bisherigen Route. Es gibt wieder Frauen, die auf dem Markt oder in Lokalen arbeiten und auch das Haendeschuetteln zwischen den Geschlechtern ist erlaubt.
Uns wird der Muezzin fehlen, aber nun wollen wir nach fast vier Monaten in islamisch gerpraegten Laendern und einem Monat im Sudan weiter in das naechste Land auf unserer Route: Aethiopien.
Hey ihr beiden.
klingt als habt ihr die Zeit eures Lebens 😀
habt weiter so viel spass und Erlebnisse!
schreibt weiterhin in regelmäßig unregelmäßig Berichte 🙂
Glg,
die Bratwurst 😉
Hallo Ihr lieben,
immer wieder interessant Eure Berichte zu lesen.
Es wird auch nach dem 2. oder 3. mal lesen nicht langweilig.
Hoffen es geht euch gut.
LG aus der Heimat
Hallo ihr Zwei,
wie es unschwer zu erkennen ist, erlebt Ihr sehr viel Interessantes auf Eurer Reise. Nun werdet Ihr auch Euren nächsten Geburtstag in der Ferne verbringen. Dafür wünschen wir Euch alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit und noch eine Menge schöner Erlebnisse auf den nächsten Reiseabschnitten.
Petra, Gerd, Alex und Martin
Wir werden auch weiterhin mit großem Interesse Eure Reise verfolgen und sind gespannt auf die nächsten Berichte und Fotos.